Noch keine hundert Jahre alt ist die Geschichte der Herz-Jesu-Kirchengemeinde in Kettenkamp. Sie beginnt noch vor dem Bau der eigentlichen Kirche. Viele hundert Jahre gehörte Kettenkamp mit seinen Einwohnern zum Kirchspiel Ankum. Die Menschen nahmen den weiten Weg nach Ankum auf sich, oder wählten den kürzeren zur Eggermühler Gutskappelle und in die Nortruper St.Aloysius-Kirche, um die Sonntagsmesse zu besuchen. So ging es über eine lange Zeit. Für die Menschen in Kettenkamp keine befriedigende Lösung. Ausschlaggebend für den Bau einer neuen Kirche waren aber letztendlich die Kettenkamper Kommunionkinder. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren es so viele geworden, dass der auf dem Gut Eggermühlen angestellte Kaplan Kamphuis damit beauftragt wurde, den Kommunionunterricht in Kettenkamp zu erteilen. Kaplan Kamphuis setzte sich daraufhin energisch für den Bau einer eigenen Kirche in Kettenkamp ein. Als er 1918 starb, hatte er sogar einen Teil seines Vermögens testamentarisch für den Kirchenbau vorgesehen. Noch im Frühjahr 1918 wurde ein Grundstück gegenüber der Schule gekauft, der Grundstein Ende 1919 gelegt, und ein Jahr später, im November 1920die erste hl. Messe in der neuen dem Heiligsten Herzen Jesu geweihte Kirche gefeiert. Finanziert wurden der Kirchenbau und der Bau des Pastorats übrigens fast ausschließlich aus Spendengeldern von Kettenkamper Bürgern und Katholiken des Kreises Bersenbrück. Und das unmittelbar nach Beendigung des Ersten Weltkrieges! Doch die Kettenkamper sorgten nicht nur für den Bau, sondern auch für ihren ersten Seelsorger Vikar Meyer. Sie kamen für seine Vergütung auf und gewährten ihm, bis zur Fertigstellung des Pfarrhauses, Kost und Logis. Am 10. Mai 1924 kam dann der große Tag für Kettenkamp. Man feierte die Einweihung der Kirche und des Friedhofes, und die Selbständigkeit als eigene, von Ankum unabhängige Kuratiegemeinde. Von nun an entwickelte sich stetig ein neues Gemeindeleben, mit Jugendarbeit, Kirchenchor, Wallfahrten und Glaubensvorträgen.
Während der letzten Jahre des zweiten Weltkrieges war die „katholische Aktion“ unter den Kettenkamper Jugendlichen besonders aktiv. Die Kriegsjahre überstand die Herz-Jesu-Gemeinde einigermaßen unbeschadet, bis auf den Kirchturm, der während eines Artilleriegefechtes zerstört wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg strömten viele katholische Flüchtlinge nach Kettenkamp – 1000 Katholiken wohnten damals im Pfarrbezirk der Herz-Jesu-Gemeinde, die Kirche platzte aus allen Nähten, so dass man sich entschloss ein neues Gotteshaus zu bauen. 1962, 43 Jahre nach dem Bau der ersten Kettenkamper Kirche wurde mit dem Bau einer neuen begonnen. 1964 weihte BischofHelmut Herrman Wittler die neue Kirche und mauerte die Reliquien des hl. Gaudentius und der hl. Saluata in den Altar ein. Am nächsten Tag spendete er 106 Jugendlichen und zwei Erwachsenen das Sakrament der Firmung und erhob die Herz-Jesu-Gemeinde zur Pfarrei.
Auch für diese Kirche hatten die Kettenkamper Gemeindemitglieder über die Hälfte der Baukosten selber aufgebracht. Prägendster Seelsorger in Kettenkamp war von 1950 bis zu seinem Tode 1986 Pfarrer Seibring, der neben dem notwendig gewordenen Aufbau der Kirchengemeinde (Friedhofskapelle, Kindergarten, Jugendheim, neues Pfarrhaus) es wie kein zweiter verstand, auch die Menschen in Kettenkamp für eine tragfähige Zusammenarbeit zu gewinnen. Einschneidend für Kettenkamp war außerdem der Neubau des Christophorus- Kindergartens im Jahre 2000, nachdem der alte einem Brand zum Opfer gefallen war. Finanziell ist jede Gemeinde weiterhin unabhängig.
Text: Bernhard Baune